Mutmachgeschichte von Annette Lipfert

Wir haben ihn jedes Wochenende besucht, nur nicht dieses. Mein Sohn hat seinen Geburtstag nachgefeiert. Wir haben ihm bei den Vorbereitungen geholfen und so habe ich mit meinem Vater vereinbart, erst am Montag zu ihm zu kommen. Er lebt trotz seiner 91 Jahre allein, interessiert sich für neue Technologien, geht regelmäßig ins Theater und bewegt sich viel an der frischen Luft. Lediglich im Haushalt braucht er etwas Unterstützung. So kommt seit einiger Zeit alle paar Tage Katharina vorbei, bringt Einkäufe, räumt auf und kocht für ihn. Ich will ihn anrufen, fragen, wie sein Wochenende war, da leuchtet seine Nummer auf unserem Telefondisplay auf. „Annette, du musst schnell kommen, dein Vater liegt auf dem Wohnzimmerboden und ist nicht ansprechbar“, höre ich Katharinas aufgeregte Stimme. Ich rufe sofort den Krankenwagen und fahre selbst los. Als ich ankomme, tragen die Notfallsanitäter meinen bewusstlosen Vater gerade zum Wagen. Ich kehre noch mal nach Hause zurück, stecke die Patientenverfügung meines Vaters für alle Fälle in meine Tasche und fahre zum Krankenhaus. Er hatte in der Verfügung festgelegt, keine lebensrettenden Maßnahmen in einem solchen Fall zu erhalten. Doch die Ärzte waren bereits aktiv. „Er ist soweit stabil, aber im Koma“, erfahre ich bei meiner Ankunft.

 

Verfasserin:
Irina Peter │ www.btoheart-communications.de